Gedanken zum Gutenbergmuseum

Welches Museum wollen wir?

Es ist erfrischend, dass in Mainz über ein wichtiges Projekt intensiv diskutiert wird. Zur Debatte über das Für und Wider von ‚Turm‘, ‚Setzkasten‘ oder ‚Langhaus’ einige städtebauliche Anmerkungen.

Mainz hat sich nach den Zerstörungen des Weltkrieges gegen einen Umbau zu einer - vermeintlich modernen - Planstadt entschieden; diese Weichenstellung war richtig.

Der Grundsatz, Funktionen wie Wohnen, Einkaufen, Verkehr oder Kultur nicht zu trennen, macht die Lebendigkeit unserer Stadt aus. Stadtautobahnen oder ein ufoartiges Einkaufszentrum passen nicht gut zu dieser Art Stadt. Moderne Einkaufsquartiere, in deren Obergeschossen man wohnen und arbeiten kann, Straßenräume, in denen alle Verkehrsteilnehmer einander berücksichtigen, passen besser.

Die Stadt ist immer dann gut gefahren, wenn sie dieser grundsätzlichen Entscheidung treu geblieben ist.

Mainz hat sich allerdings nicht dafür entschieden, selbst zum Museum zu werden, und auch diese Entscheidung ist richtig. Das können andere Städte wie Rothenburg besser. Zu viel alte Substanz ist verloren gegangen, und es passt nicht zu einer Stadt mit Landesregierung, Universität und Hafen. In Mainz muss Platz für Veränderungen und Entwicklungen sein.

Vor diesem Hintergrund sind die aktuellen Planungen für das Gutenbergmuseum richtig. Es ist gut, dass das Museum am alten Ort mitten in der Stadt bleibt, auch wenn ein Neubau auf der grünen Wiese vielleicht einfacher und billiger gewesen wäre. Und es ist gut, dass dafür ein ausdrucksstarker und selbstbewusster Entwurf ausgesucht wurde.

Dass anhand mehrerer und verschiedenartiger Vorschläge Vor- und Nachteile diskutiert werden konnten, zeigt die Stärke eines Wettbewerbsverfahrens; so sollte es immer sein.

Die Stadt hat dazu die richtigen Schritte unternommen, Kompliment!

Es lohnt sich, die Vorschläge für den Umbau im Gutenbergmuseum anzusehen. Wer meint, dass nur Fachleute verstehen können, welche Intentionen die Entwerfer hatten, unterschätzt die Urteilsfähigkeit der Bürger und macht die Kraft guter Architektur kleiner, als sie ist.

Zu oft werden Projekte zerredet, noch bevor es los geht. Wir haben die Chance, ein wichtiges Museum mit einem eindrucksvollen Projekt zukunftsfähig zu machen. Die sollten wir nutzen!